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Ansprache von Roland Phleps
am 26. Oktober 2007 anlässlich der
Übergabe der "Bündel-Stele 1" an die Stadt Freiburg
Herr Bürgermeister,
Magnifizenz,
liebe Freunde, meine Damen und Herren!
Es ist mir eine Ehre und große Freude, dass Sie mit Ihren
freundlichen Worten und durch Ihre Anwesenheit der Übergabe
dieser Stele an die Stadt Freiburg einen festlichen Rahmen
geben. Dafür danke ich Ihnen.
Zwar stehe ich hier als der Schenkende, doch bin ich zugleich
der Beschenkte. Stadt und Universität haben sich darauf
geeinigt, meiner Bitte zu entsprechen und dieses für einen
urbanen Raum konzipierte Werk gerade hier aufstellen zu lassen,
wo es dem neu benannten Platz der Universität von erhöhter
Position her einen Akzent geben kann. Das freut mich als
Künstler, der diese Stele nicht irgendwo platziert sehen
möchte. Skulptur und Raum sind aufeinander bezogen, und diese
Beziehung soll stimmen. Für ihr Verständnis und für ihr
Entgegenkommen danke ich der Stadt, deren Bürger ich bin, und
der Universität, an deren Klinikum ich jahrelang Assistenzarzt
war.
Bis zur Fertigung und Aufstellung dieser Stele waren viele
fachkundige, erfahrene und motivierte Partner tätig. Vom
Ausschachten und Betonieren des vom Statiker berechneten
Fundaments bis hin zum Schleifen und Schneiden der
Edelstahlbleche, die durch gestuftes Abkanten diagonal gerundet
und dann in die bogigen Schlitze der Stahlbasis präzise
eingepasst und verschweißt werden mussten. Schließlich hat die
Städtische Feuerwehr mit schwerem Kranwagen das Riesentrumm
aufgerichtet und millimetergenau platziert. Allen Beteiligten,
die ich nicht mit Namen aufzählen kann, gilt mein herzlicher
Dank, bescheiden verbunden mit dem Wissen: Die Kunst muss durch
das Handwerk gehen!
Jetzt stehen Sie, meine Damen und Herren, vor einem Werk der
Konkreten Kunst, mit der manche von Ihnen vertraut sind, andere
aber fragen mögen, was das Werk darstellt oder was es bedeutet,
und ratlos bleiben mit der Antwort: Weder stellt es etwas dar
noch bedeutet es etwas. Wenn Sie aber fragen,
"wie ist das Werk und wie wirkt es auf mich?",
so kommen Sie ihm näher. Sie sehen
eine Gestalt, die schlank aufragt, sich aus verschiedenen
Blickwinkeln überraschend unterschiedlich präsentiert, und vor
allem: Sie sehen ein Werk aus schwerem Stahl, statisch -
zugleich aber leicht und bewegt. Wie kommt das? Wer sehr genau
hinsieht, wird bemerken, dass die drei vermeintlichen
Rechtecke, aus denen die Stele gebündelt ist, keinen einzigen
rechten Winkel und keine einzige gerade, nicht gewölbte Kante
haben. - So weit die "Erklärung" der Skulptur.
Eine wichtigere "Erklärung" will ich Ihnen aber zum
Schluss geben: Die "Bündel-Stele" ist ein Zeichen,
ein Zeichen des Dankes an die Stadt Freiburg von Einem, der die
Heimat seiner Kindheit im Krieg verloren und in Freiburg
endgültig eine zweite Heimat gefunden hat, eingewurzelt mit
seiner Familie seit mehr als fünfzig Jahren. Über Heimat sollte
man nicht laut reden, denn Spötter stehen bereit. Wer aber
durch Verlust erfahren hat, wie nötig wir Heimat haben, wird
auch meine große Freude verstehen und teilen: In der Stadt
meiner Geburt und Kindheit, der Stadt, der ich in Liebe und
Schmerz verbunden bin und bleibe, Hermannstadt in Siebenbürgen,
wird auf Beschluss des deutschen Oberbürgermeisters und des
Bezirksrats eine gleich große, ähnliche "Schwester"
dieser Stele im kommenden Frühjahr aufgestellt werden. -
Ein Ring schließt sich.
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Bilder
"Bündel-Stele 1"
in Freiburg:
Bündel-Stele 2
"VIRIBUS UNITIS"
in Hermannstadt:

Roland Phleps:
Bilder weiterer Skulpturen im öffentl. Raum
Badenweiler:
Dresden:
Freiburg:
Hermannstadt / Sibiu (Rumänien):
Jechtingen:
Nürtingen:
Ulm:
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