Norbert Thomas
System und Zufall
Von der Fläche in den Raum

Außenformen
Norbert Thomas
Die Ausstellung in der Skulpturenhalle der Stiftung in Freiburg-Zähringen, Pochgasse 73 ist vom 7. April bis 19. Mai 2024 jeden Sonntag von 11:30 Uhr bis 16:00 Uhr geöffnet.
Sonderprogramm:
- Sonntag 14. April 2024 um 11:30 Uhr: Führung der Kuratorin Bettina von Gilsa
- Sonntag 5. Mai 2024 um 11:30 Uhr: Gespräch mit dem Künstler Norbert Thomas
Die Veranstaltungen des Sonderprogramms finden in der Skulpturenhalle der Stiftung in Freiburg-Zähringen, Pochgasse 73 statt.
Der Eintritt ist frei.
Einladung zur Eröffnung der Ausstellung
am Sonntag, dem 7. April 2024 um 11:30 Uhr in der Halle der Stiftung in Freiburg-Zähringen, Pochgasse 73.
Begrüßung: Dr. Claudia Gillessen
Bettina von Gilsa, Kunsthistorikerin und Kuratorin der Ausstellung, stellt den Künstler und sein Werk vor.
Professor Norbert Thomas wird anwesend sein.
Sinja Rosenberger musiziert auf der Harfe:
Félix Godefroid (1818 - 1897) |
Étude de Concert in es-Moll, Op. 193 |
Franz Liszt (1811 - 1886) |
Le Rossignol nach einer russischen Melodie von Alexandre Alabieff, transkribiert für Harfe von Henriette Renié |
Norbert Thomas, geboren 1946 in Frankfurt am Main, zählt seit den 1970er Jahren zu der jüngeren Künstlergeneration der "Konkreten Kunst", die sich um eine rationale Grundlage der künstlerischen Gestaltung bemühen.
Norbert Thomas Arbeiten sind Beispiele einer konsequent konkreten Kunst; nichts ist konkreter als eine Linie, eine Fläche und eine Farbe, wenn sie nichts Außerbildnerisches illusioniert. Bereits während seines Studiums an der Hochschule für Bildende Künste und der Gesamthochschule in Kassel (1969 - 1974) befasste er sich mit der Erweiterung des systematisch-konstruktiven Konzeptes durch eine bewusste Einbeziehung des Zufalls, aber nicht als willkürliches oder chaotisches Eingreifen sondern als "gelenkter Zufall". So bestimmen z. B. zufällig gezogene Zahlen von 1 bis 360 die Winkel und damit den Verlauf seiner Linien; ein Prinzip, das in Kombination mit verschiedenen Farben und Formen eine unendliche Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten hervorbringt.
Seine Werke basieren auf einem Zusammenspiel von Gesetz und Zufall, von Ordnung und Unordnung, wodurch völlig neue unerwartete Strukturen entstehen. Das Prinzip des gelenkten Zufalls dient ihm als Mittel zur Visualisierung von Strukturveränderungen und der Durchbrechung traditioneller Ordnungsprinzipien. So unterläuft Norbert Thomas eine Ästhetik, in der primär die Subjektivität des Künstlers dominiert. Indem dem Zufall eine bestimmende Komponente bei der Bildfindung eingeräumt wird, wird ein objektiver Faktor eingesetzt, um zu neuen bisher unbekannten sinnlichen Erfahrungen zu kommen. In den Arbeiten Norbert Thomas erhalten die Form- und Farbsensationen eine unübersehbare Präsenz
Seit den Anfängen ist sein Thema aber auch immer wieder die Umsetzung der flächigen Arbeiten in den Raum. Ab den 1980er Jahren entwickelt der Künstler dreidimensionale Werke, in denen Linien als Rohre den Raum und die Wände durchkreuzen. Die Routen dieser häufig mehrteiligen "Raumformen", ihre Abweichungen von den Wegrichtungen sind durch Zufallsrichtungen festgelegt. Norbert Thomas nimmt die systematische Ordnung beziehungsweise die starren Rasterschemen der konstruktiven Kunst der 1960er Jahre auf, die er dann wiederum durch die Einbeziehung des Zufalls auflöst. Auf diese Weise findet eine "Befreiung innerhalb des Rahmens" statt
Hans Peter Riese über Norbert Thomas:
"Thomas gehört der Generation von Künstlern an, die eine gewisse Dogmatisierung der systematisierten Methoden zu spüren begann und nach Wegen suchte, sich für ihre subjektiven Gestaltungsbedürfnisse einen neuen Freiheitsspielraum zu suchen. Es kam dabei vor allem darauf an, die Basis dieser Kunst nicht Preis zu geben, das heißt, Kontrollierbarkeit und Logik der Systeme durften nicht aufgegeben werden zugunsten einer neuen Sensibilität oder einer falsch verstandenen Freiheit, die in Wahrheit nur Willkür ist.
Thomas hat in allen seinen Arbeiten eine Grundregel eingehalten, die bei vielen Künstlern dieser Richtung verletzt worden ist, die Grundregel nämlich, dass eine ästhetische Entscheidung vor der Wahl der Methode und des Systems stehen muss, nicht umgekehrt sich der ästhetische Wert an der Systemlogik misst."