Kugelobjekt
Hans Dieter Bohnet
Die Kugel ist die stabilste aller räumlichen Formen, die
absolute Form. Die Freiburger Stiftung für Konkrete Kunst
zeigt in ihrer Skulpturenhalle die Werke eines Künstlers, der
sich wie kaum ein anderer mit ihr auseinander gesetzt hat: Hans
Dieter Bohnet.
Erst wenn die Form ohne Makel aufgebrochen und als Umhüllung
eines inneren Kosmos verstanden wird, entsteht die Möglichkeit
zur Reflexion. Hans Dieter Bohnet öffnet die hermetische Kugel
und eröffnet damit die Suche nach einer neuen Ordnung. In der
architektonischen Strenge des Ausstellungsraumes wendet sich
die Aufmerksamkeit des Besuchers willig , geradezu hungrig nach
Form, den Objekten zu. Im weichen Oberlicht locken die Objekte
trotz der Kühle und Härte des technischen Werkstoffs -
meist Stahl oder Aluguss - mit der Sinnlichkeit ihrer
Formen. Verstohlen greift man mit den Fingern in eines der
knapp zwölf Zentimeter großen Kugelobjekte oder gleich mit dem
ganzen Arm in die hüfthohe Skulptur im Eingangsbereich. Um
festzustellen, dass sich das Schwergewicht mühelos drehen
lässt. Die Leichtigkeit und Durchlässigkeit der Form scheint
sich zu verselbständigen.
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Der 1926 in Trossingen geborene Hans Dieter Bohnet ist ein
beharrlich Suchender, ein Entdecker von Formen im Inneren von
Kugel und Würfel. Seine Raumgebilde sind von einer
frappierenden organischen Richtigkeit, belebt von einer
dynamischen Harmonie - als seien sie, von einer inneren
Kraft getrieben, noch immer im Werden. Im Kugelinneren
entwickelt Bohnet einen staunenswerten Formenreichtum. Der
strengen Würfelform gibt er durch Herauslösen von Teilformen
eine gleichsam innere Erklärung. Es scheint, als mache er ihre
Struktur, ihren architektonischen Bauplan sichtbar.
Bohnet hatte vor dem Studium der Kunst Architektur
studiert. Seine Werke sind Form gewordenes Raumdenken und bauen
Bezüge zur Umgebung auf. Es verwundert nicht, dass er
zahlreiche Wettbewerbe zur Gestaltung von öffentlichem Raum
gewonnen hat.
Die Arbeiten fordern geduldiges Sehen - nach Möglichkeit
einen zweiten Besuch der Ausstellung. Wenn das Wiedersehen auf
die Erinnerung trifft, öffnet sich ein tieferes Verständnis für
diese Innenräume, ihre Beziehung zu ihrer Begrenzung, ihre
Ausstrahlung in den Raum. Bohnet sagte einmal, er sei auf der
Suche nach einer "ganz klaren Form", nach der
"zeitlosen Würde" dieser Formen. Diesem
unbescheidenen Anspruch wird er gerecht.
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